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Trend mit Nachteilen
Kommen wir bei unserem Vergleich nochmal zurück zu den neueren Fahrzeugen und zu einem, wie ich denke, recht entscheidenden Punkt: Die meisten Wohnmobile aus den letzten etwa 20 Jahren verfügen über ein Ausstattungsmerkmal, welches bei näherer Betrachtung für viele Nutzer eigentlich gar nicht so vorteilhaft ist, wie es zunächst scheint: Die Rede ist vom sogenannten Festbett, also einer großen Bettfläche, die in der Regel ganz hinten im Wohnmobil in etwa 80 bis 110 Zentimetern Höhe fest angebracht ist. Diese Bettlösung ist zwar komfortabel, da das Bett bequem zugänglich und jederzeit ohne Umbaumaßnahmen nutzbar ist, sie bringt aber auch einen enormen Nachteil mit sich: Die vom Bett im Innenraum beanspruchten etwa 3 bis 4 Quadratmeter kann man tagsüber nicht als begehbaren Wohnraum nutzen, wodurch diese Art der Schlafstätte die Wohnmobile länger macht, als es bei anderen Bettlösungen, auf die ich gleich noch zu sprechen kommen werde, der Fall ist. Durchschnittlich sind neuere Wohnmobile daher länger als ältere. Dieser Umstand ist deswegen so erwähnenswert, weil eine große Länge sehr negative Auswirkungen auf die generellen Einsatzmöglichkeiten des Fahrzeugs hat. Bei mehr als etwa 5,5 Metern Länge fallen herkömmliche PKW-Parkgelegenheiten bereits großteils und ab etwa 6 bis 6,5 Metern dann quasi vollständig weg. Das liegt daran, dass Parkplätze in aller Regel nur 5 Meter lang sind. Zusätzliche 50 Zentimeter bekommt man meist noch irgendwie unter, indem man vorne oder hinten etwas übersteht, aber ziemlich genau ab diesem Maß, also ab etwa 5,5 Meter Länge, wird es mit wirklich jedem Zentimeter immer problematischer bis unmöglich, herkömmliche Parkplätze zu nutzen. Ob man die ca. 95 % aller Parkplätze da draußen, die nun mal nur 5 Meter lang sind, nutzen kann oder eben nicht, ist aber mehr als nur eine Detailfrage, sondern es entscheidet über den gesamten Alltag mit dem Fahrzeug und insbesondere auch über die Gelegenheit beziehungsweise die Unmöglichkeit zum Freistehen, zumal in oder in der Nähe von Städten und Ortschaften. Je nach Länge wird auch das Durchfahren enger, aber dafür oft sehr sehenswerter Ortschaften schwierig bis unmöglich. Auch Offroad schränkt die geringere Wendigkeit langer Fahrzeuge deren Möglichkeiten ein, zumindest im „engen“ Deutschland sowie in weiten Teilen Mitteleuropas. Die Fahrzeuggröße hat also ganz enorme Auswirkungen auf quasi jede Minute der Nutzung: von den Gelegenheiten zum Kurzzeitparken für Besorgungen und Besichtigungen, über die Wahl der Nachtstellplätze bis hin zu den generellen Möglichkeiten der Routenführung. Daher widme ich diesem Thema einen gesonderten Beitrag namens „Auf die Größe kommt es an“. An dieser Stelle hier halten wir zunächst nur fest, dass der Fahrzeuggröße eine ausgesprochen große Bedeutung zukommt und dass das Ausstattungsmerkmal „Festbett“ die Größe maßgeblich beeinflusst.
Einen Gang runterschalten
Wie sieht es was die Bettlösungen und die Fahrzeugmaße angeht denn bei den älteren Wohnmobilen aus? Festbetten waren vor den 2000er Jahren noch weit weniger verbreitet als heutzutage. Bei der Mehrzahl dieser älteren Fahrzeuge sind andere Bettlösungen verbaut, daher sind sie durchschnittlich kürzer als ihre modernen Nachfahren, und es gibt anteilig weit mehr wirklich kompakte und somit parkplatzkompatible Gefährte bis hinunter zu etwa 4,8 bis 5,5 Meter Länge. Auch die Breite ist durchschnittlich etwas geringer. Beengt geht es darin dennoch nicht zu. Das Doppelbett befindet sich in solchen Modellen meist in einer Bettnische über der Fahrerhauskabine – Alkoven genannt – oder es ist (seltener) als sogenanntes Hubbett realisiert. Letzteres ist ein Bett, das tagsüber platzsparend direkt unter der Decke hängt und das zur Benutzung ein Stück weit nach unten gezogen wird, mithilfe irgendeiner manuellen Mechanik, manchmal auch elektrisch. In beiden Fällen nimmt das Bett also entweder dauerhaft (Alkoven) oder tagsüber (Hubbett) einen Raum ein, der so hoch gelegen ist, dass der Platz darunter tagsüber anderweitig nutzbar bleibt. Bei Hubbetten kann man im hochgefahrenen Zustand darunter stehen und auch im heruntergefahrenen Zustand meist noch darunter sitzen. Dort befindet sich in der Regel der Sitzbereich mit Tisch. Der Alkoven nutzt den sonst ungenutzten Raum oberhalb des Fahrerhauses, in dem man ja ohnehin nur sitzt. Je nach Aufbau wird teilweise auch noch der sonst völlig ungenutzte Raum oberhalb der Motorhaube verwendet. So entsteht die „Nase“ über der Windschutzscheibe. Betten im Alkoven können, vergleichbar mit Festbetten, ohne jegliche Umbaumaßnahmen jederzeit benutzt werden. Hubbetten muss man zwar herunterklappen, was in der Regel aber mit einem Handgriff binnen Sekunden getan ist. Zumeist kann das Bettzeug bei Hubbetten einfach mit unter die Decke geklappt werden und auf dem Bett liegenbleiben, wie bei Betten im Alkoven und bei Festbetten auch. Insofern kann von einem Umbau also auch bei Hubbetten eigentlich nicht die Rede sein. Einzig die Zugänglichkeit solcher höher gelegenen Betten ist etwas umständlicher als bei Festbetten. Dieser kleine Nachteil kann nicht geleugnet werden. Die durch diese Bettlösungen gegebenenfalls etwas größere notwendige Höhe des Fahrzeugs schränkt dessen Nutzbarkeit kaum oder gar nicht ein. Denn in Tiefgaragen/Parkhäusern passt ein Wohnmobil mit Stehhöhe im Inneren von der Höhe her ohnehin nicht, und Unterführungen, die niedriger als etwa 3,2 bis 3,5 Meter sind, der üblichen Höhe von Alkoven-/Hubbett-Wohnmobilen, sind sehr selten, und wenn man doch mal auf eine trifft, meist als alte Bahnunterführung, dann ist sie in aller Regel mit nur einigen hundert Metern bis maximal wenigen Kilometern Umweg umfahrbar. Eine größere Fahrzeughöhe ist bei einem Wohnmobil also, was die allgemeinen Nutzungsmöglichkeiten angeht, weit weniger einschränkend als eine größere Fahrzeuglänge. Hinzu kommt, dass viele neuere Wohnmobile mit Festbett ohnehin nicht flacher sind als die alten Modelle, da auch sie zusätzlich noch über einen Alkoven verfügen. … Ein neben der möglichen Längeneinsparung zusätzlicher Positivaspekt fehlender Festbetten in den alten Modellen ist, dass man in solchen Wohnmobilen oft ein besseres Raumgefühl hat als selbst in viel größeren Modellen mit Festbett, denn in Letzteren steht die Nasszelle durch das hinten befindliche Bett oftmals mitten im Raum, wodurch dieser aufgeteilt wird und alles recht beengt wirkt, trotz größerer Gesamtlänge. Bei den Aufbauten ohne Festbett befindet sich die deckenhohe Nasszelle in aller Regel ganz hinten im Fahrzeug, „versteckt“ zwischen Schränken und trennt den Raum daher nicht auf. … In den meisten der alten Wohnmobile mit Alkoven oder Hubbett sind insgesamt vier Schlafstellen vorhanden, wobei die Betten Nr. 3 und Nr. 4 bei Bedarf Abends aus Sitzbank und absenkbarem Tisch (oder ähnlich) aufgebaut werden müssen. Eine solche Lösung für zusätzliche Betten ist auch in modernen Wohnmobilen zumeist noch vorhanden. … So viel an dieser Stelle zu der Aufteilung des Wohnaufbaus und den (unter anderem daraus resultierenden) Außenmaßen der Fahrzeuge. Welche enormen Vorteile, die bei den älteren Modellen aufgrund des nicht vorhandenen Festbetts wesentlich häufiger als heutzutage anzutreffenden sehr kompakten Außenmaße im Wohnmobilalltag mit sich bringen, können Sie wie weiter oben bereits erwähnt im Beitrag „Auf die Größe kommt es an“ detailliert nachlesen. Insbesondere als noch unerfahrener Neueinsteiger sollte man diesem Aspekt größte Beachtung schenken, um sich hinterher nicht über entgangene Flexibilität zu ärgern, die den Wohnmobilalltag gegebenenfalls ganz anders aussehen lässt als gedacht und eine große Abhängigkeit von offiziellen (kostenpflichtigen) Stellplätzen mit sich bringt.
Zu den 4 Fotos in diesem Absatz: Zu sehen ist ein typisches kompaktes teilintegriertes Wohnmobil mit Alkoven, mit etwa 5,5 Meter Fahrzeuglänge, somit voll „parkplatzkompatibel“. Es ist aus den späten 1980ern, auf Fiat Ducato-Basis. Die Tür im dritten Bild rechts (Blickrichtung nach hinten) geht zu einem kleinen Bad. Auf dem vierten Bild (Blickrichtung nach vorn) sieht man oben den Schlafbereich im Alkoven. Links neben der Tür zum Bad sind eine Spüle und ein Kochfeld, darunter Schränke. Vor dem Alkoven ist ein Sitzbereich mit Tisch und einer Art Sofa. Durch Umlegen des Sofas und Absenken des Tisches kann hier eine weitere Liegefläche entstehen. Neben den Hängeschränken gibt es rechts der Badtür einen hohen Schrank. In Bild 3 ist links der in einen Schrank eingebaute Kühlschrank zu sehen, mit einer Ablagefläche darüber.
Die Rosinen herauspicken
Es ist zwar in den letzten beiden Jahrzehnten bei den Wohnmobilen nicht alles schlechter geworden, aber bei näherer Betrachtung, wie in den bisherigen Abschnitten dieser Einführung gesehen, leider doch so einiges. Vieles von dem, was unbestreitbar besser wurde, wie beispielsweise die Akkutechnologie (LiFePo4), Autarkie durch Solar, gemütliche, dimmbare und farbveränderliche und sparsame LED-Beleuchtung oder andere (technische) Bequemlichkeiten (im Aufbau), kann man mit ein wenig Eigenleistung sehr günstig nachrüsten, selbst bei den ältesten Modellen. Ebenso lässt sich die Optik, insbesondere innen, aber teilweise auch außen, mit teils einfachsten und vor allem sehr günstigen Mitteln verschönern und modernisieren. Die Möglichkeiten sind schier endlos und der Effekt ist teils regelrecht verblüffend. Auch zu diesem Themenkomplex wird es Videos im Youtube-Kanal und ergänzende Artikel hier auf der Webseite geben.
In Teil 3 der Einführung, dem letzten Part, geht es um die Nachteile älterer Wohnmobile und darum, dass es dennoch ziemlich clever ist, ein so günstiges älteres Wohnmobil zu kaufen, und dass es erfreulich viel Auswahl am Gebrauchtmarkt zu Preisen unter 5.000 Euro gibt.