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Bei einem Wohnmobil gibt es den Wohnaufbau betreffend im Wesentlichen nur zwei Arten von Beschädigungen, die in wirtschaftlicher Hinsicht einen Totalschaden darstellen können und sozusagen potentiell das Todesurteil des Fahrzeugs bedeuten: Neben Schäden durch einen Unfall oder Brand oder sonstige grobe physische Einwirkungen sind das die sogenannten Wasserschäden. Diese kommen im Gegensatz zu den zuvor genannten Schäden ausgesprochen häufig vor, und vor allem sind sie, je nach Umfang und Art und abhängig von der genauen Stelle, an der sie auftreten, nicht oder zumindest nur schwer zu erkennen. Wasserschäden stellen daher beim Gebrauchtkauf eines Wohnmobils ein ausgesprochen wichtiges Prüfkriterium dar! Sie werden häufiger mal von Verkäufern verschwiegen beziehungsweise sie wurden von diesen noch gar nicht entdeckt.
Warum sind Wasserschäden so gefährlich?
Die Sandwitch-Bauweise üblicher (Teil-)Integrierter beinhaltete früher fast immer und auch heute noch recht häufig ein Fachwerk aus Holz, also eine Art Gerüst, welches die ganze Konstruktion des Wohnaufbaus trägt und an welchem die Wand- und Dachflächen angebracht sind. Letztere sind in aller Regel aus mehreren Schichten aufgebaut, daher der Begriff „Sandwich-Bauweise“. Außen kommt dabei zumeist eine Blechschicht aus Alu zum Einsatz, oft in Hammerschlag-Ausführung für größere Stabilität. Diese wird von außen am Holzgerüst angebracht. Hinter diese Blech-Außenhaut zwischen die Latten des Holzgerüstes kommt dann eine Isolierung aus Styropor oder ähnlichem Material. Zum Innenraum hin, von innen an den Holzlatten befestigt, wird in der Regel eine Sperrholzschicht angebracht. Der aus den Wand- und Dachflächen sich zusammensetzende Aufbau eines Wohnmobils verfügt über zahlreiche Kanten, an denen diese Flächen aneinander befestigt und abgedichtet werden müssen. An allen Verbindungsstellen der unterschiedlichen Wand-, Dach- und Bodenelemente sowie rund um Fenster, Dachluken, Belüftungsschlitze, Lampen und sonstige Öffnungen der Außenhaut können durch physische Einwirkungen wie z. B. Verspannungen durch Fahrbewegungen, Ausdehnung durch Hitze etc. sowie dadurch, dass Dichtmassen und -gummis austrocknen und somit spröde und rissig werden, jederzeit Undichtigkeiten entstehen. Das gilt auch für alle Stellen, an denen von außen etwas durch Bohrungen angebracht wurde, denn auch die in die Bohrlöcher eingebrachten Dichtmittel können irgendwann versagen. Wasser findet ja bekanntlich seinen Weg durch die kleinsten Ritzen. Das im Inneren der Sandwich-Konstruktion befindliche tragende Holzfachwerk kann durch dieses eindringende Wasser mit der Zeit aufweichen und vergammeln. So kann aus einer zunächst unsichtbaren winzigen Undichtigkeit durch nach und nach eindringendes und sich unter der Oberfläche verteilendes Wasser ein kapitaler Schaden entstehen, der oftmals zunächst über längere Zeit unbemerkt bleibt. Dies kann letztlich zur Instabilität des gesamten Aufbaus führen, bis hin zum Totalschaden, so dass der Aufbau zumindest in Teilen komplett neu aufgebaut werden muss, um den Schaden zu beheben. Daher gehören eine regelmäßige Dichtigkeitsprüfung und auch profilaktische Ausbesserungen und Erneuerungen aller Abdichtungen zu den laufenden Aufgaben eines jeden Wohnmobilbesitzers. Kastenwagen-Wohnmobile sind von dieser Problematik nicht so stark betroffen wie Teilintegrierte und Integrierte. Zum einen sind Wasserschäden bei diesem Fahrzeugtyp durch die geschlossene Stahlblechhaut des Automobilherstellers weit seltener, denn sie können nur an den nachträglich eingefügten Öffnungen für Fenster, Dachluken, Serviceklappen etc. entstehen, nicht aber entlang aller Kanten des Aufbaus. Vor allem aber wirkt sich ein Wassereintritt bei diesen Fahrzeugen nicht so aus, dass die gesamte Statik des Wohnaufbaus davon beeinträchtigt werden kann. Denn außen herum, am Dach sowie auch am Boden ist ja nach wie vor das Stahlblech des KFZ-Herstellers die tragende Struktur des Ganzen. Dennoch möchte man natürlich auch bei einem Kastenwagen-Wohnmobil keine irgendwo über undichte Stellen eindringende Feuchtigkeit, die gegebenenfalls die Isolierung schimmeln lässt und die Wandverkleidung sowie die Möbel beeinträchtigt.
Sorgfältige Überprüfung vor dem Gebrauchtkauf ist Pflicht!
Beim Gebrauchtkauf eines Wohnmobils gehört die Kontrolle auf Wasserschäden daher zu den wichtigsten Aufgaben, insbesondere bei (Teil-)Integrierten, aber auch bei Kastenwagen-Wohnmobilen. Was den Aufbau angeht, also alles jenseits des KFZ mit seiner zum Fahren benötigten Technik, ist es bei Teilintegrierten und Integrierten sogar der wichtigste zu überprüfende Punkt überhaupt, denn solche Schäden können teurer sein als jeder andere denkbare Schaden am Aufbau, mit Ausnahme von Unfallschäden, die man ja aber in aller Regel sofort sieht! Naheliegend ist, dass man bereits durch einen muffig-modrigen Geruch im Innenraum und durch wellige oder sonst in auffälliger Weise formveränderte oder verfärbte oder weiche Flächen an Innenwänden, Decke und Boden auf einen potentiellen Schaden dieser Art aufmerksam werden kann. Die Innenwände sowie Decke und Boden sind zu diesem Zwecke möglichst durchgehend zu überprüfen, auch zum Beispiel indem man in allen geöffneten Schränken leuchtet, im Alkoven die Matratze entfernt, Sachen zur Seite räumt, um freie Sicht zu haben, und dergleichen. Das Fahrzeug (insbesondere den Aufbau) muss zudem auf kleine Löcher in der Außenhaut (durch Alufraß oder sonstige Beschädigungen) untersucht werden. Überall, wo man irgendwie hinkommen und hinsehen kann, sollte man nachsehen. Aber Hinsehen und auch der Geruchstest alleine genügen nicht. Je nachdem, wie die Oberflächen verkleidet oder (mehrfach) überpinselt sind, entgeht einem ein darunterliegender Schaden rein optisch recht schnell. Schlechte Gerüche, die man wahrnimmt, müssen hingegen nicht zwangsläufig auf Feuchtigkeitseintritt hinweisen, und umgekehrt kann man auch nicht alle gammelnden Stellen riechen. Sich rein auf die eigenen Sinne zu verlassen genügt also nicht! Es gibt jedoch eine Abhilfe, die, wenn man sie möglichst überall anwendet, einen vorhandenen, bereits fortgeschrittenen oder auch erst beginnenden Wasserschaden sehr sicher ausschließen kann: Die Rede ist von der Verwendung eines Feuchtigkeitsmessers.
Lösung: Feuchtigkeitsmessgeräte
Es gibt aktuell vor allem zwei Arten von einfachen Feuchtigkeitsmessgeräten (Affiliate-Link zu Amazon) für den Privatgebrauch am Markt, von denen aber nur eine für die hier beschriebenen Zwecke eine ausreichende Sicherheit bietet. Die erste Bauart (linkes Foto) verfügt über zwei Spitzen. Diese Geräte sind ab einem Preis zwischen 10 und 15 Euro erhältlich und wurden zur Feuchtemessung von Brennholz entwickelt. Sie messen den Widerstand des Stroms, der von der einen zur anderen Spitze fließt und somit nur in die Oberfläche des getesteten Materials eindringt. Für Wohnmobile mit ihren aus unterschiedlichen Materialien sich zusammensetzenden Wänden und Decken (Sandwich) und einer gegebenenfalls nur in den unteren/inneren Schichten vorliegenden Feuchtigkeit taugen diese Geräte nicht, beziehungsweise sie sind nicht verlässlich genug, da sie Feuchtigkeit, die sich (bislang) nur in tieferen Schichten befindet, nicht erkennen. Die zweite Variante von Messgeräten, die ab etwa 60 Euro erhältlich ist (rechtes Foto, beispielsweise ein Gerät vom Hersteller Stahlwerk, Affiliate-Link zu Ebay), verfügt meist über eine Spitze mit einer Kugel darauf und misst die Feuchtigkeit kapazitiv durch ausgesendete elektromagnetische Felder bis in etwa 4 Zentimeter Tiefe. Mit einem solchen Gerät erkennt man auch innenliegende Feuchtigkeit. Diese für unsere Zwecke passenden kapazitiven Feuchtemessgeräte sind aber nicht in jedem Fall an der Kugel zu erkennen. Insbesondere bei älteren Ausführungen kann es auch einfach nur eine ebene Fläche sein, mit der gemessen wird, oder auch eine andere herausragende Struktur statt einer Kugel, jedoch keine zwei Messspitzen, wie es bei den eben beschriebenen Geräten des untersten Preissegmentes, die mit einer einfachen Widerstandsmessung arbeiten, der Fall ist. In der Beschreibung der passenden Geräte kommt in aller Regel das Wort „kapazitiv“ vor und/oder es wird von einer etwa 3 bis 5 Zentimeter großen Messtiefe berichtet. Unter 60 Euro (Neupreis) ist mir aktuell kein solches Gerät bekannt, während alle mir bekannten Geräte mit einfacher Widerstandmessung deutlich unter 60 Euro liegen. Der Preis gibt also bereits einen Hinweis auf die Funktionsweise. Ein solches kapazitiv arbeitendes Gerät sollte zur Überprüfung von Wasserschäden an einem gebrauchten Wohnmobil entlang aller Flächen des Wohnaufbaus, vor allem natürlich entlang aller Kanten und Fensterausschnitte und sonstiger Öffnungen, von innen sowie von außen angewendet werden! Um außen auch an die Dachkanten und generell die höhergelegenen Bereiche zu gelangen, benötigt man eine Leiter. Diese muss zur Besichtigung also mitgebracht werden, beziehungsweise man bespricht vorab mit dem Verkäufer, ob er eine Leiter zur Verfügung stellen kann. Weiteres zu den Vorbereitungen für den Besichtigungstermin finden Sie auch im Beitrag „Checkliste für den Wohnmobil-Gebrauchtkauf“.
Die richtige Bedienung eines Feuchtemessgerätes:
Was die angezeigten Ergebnisse dieser Geräte angeht, kocht jeder Anbieter sein eigenes Süppchen. Manche Geräte zeigen die Feuchtigkeit in Prozent an, andere zeigen einfach Werte einer eigenen Skala, die dann mittels Tabellen in die Prozentwerte umgerechnet werden können. Viel wichtiger als die absoluten angezeigten Werte, die aufgrund schlechter Kalibrierung auch mal deutlich danebenliegen können, ist der Verlauf der Werte an unterschiedlichen Stellen des Wohnmobils. Wenn beispielsweise beim Umlaufen eines Fensterausschnitts mit dem Gerät plötzlich in einem bestimmten Bereich die Werte in die Höhe schießen und ein Stück weiter wieder sinken, ist das ein Indiz dafür, dass Feuchtigkeit an dieser Stelle vorliegt. Jedoch kann es auch am innenliegenden Material (insbesondere Metall) liegen, wenn sich der Wert gegenüber der Nachbarregion plötzlich ändert. Hier muss man durch systematische Tests an verschiedenen Stellen ausschließen, dass es sich nur um einen solchen Fall handelt. Beispielsweise kann seitlich von Fenstern zur Befestigung der Rollos nach außen hin nicht sichtbares Metall verarbeitet sein, wodurch das Gerät beim Übergang von der Unter- oder Oberseite des Fensters (ohne Metall dahinter) zu einer der Seiten anschlägt. Ein durch solche Materialwechsel verursachtes Anschlagen lässt sich aber aufgrund seiner Regelmäßigkeit recht einfach als solches erkennen. Dieser Effekt wäre ja im beschriebenen Fall zum Beispiel bei allen Fenstern (mit Rollos) in genau dieser Weise gegeben, so dass man daran erkennt, dass es sich wohl nicht um Feuchtigkeit handelt. Kurz gesagt ist der Werteverlauf beim Messen an möglichst vielen Stellen also wichtiger als die absoluten Zahlen, die angezeigt werden. Nach dem Einschalten werden solche Geräte in aller Regel mit einem Tastendruck innerhalb weniger Sekunden kalibriert und stellen sich so auf die gegebenen Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die Luftfeuchtigkeit ein. Währenddessen sollte sich die Messspitze/die Messfläche mindestens 10 bis 20 Zentimeter von allen Objekten entfernt befinden und auch die Handhaltung (so wie man das Gerät gerade festhält) sollte sich danach nicht mehr ändern, denn das verändert bereits die Werte. Die Bedienungsanleitung solcher Geräte sollte in jedem Fall genau beachtet werden. Sonst sind die Messergebnisse unbrauchbar. Auch als notorischer Nichtleser von Anleitungen kommt man in diesem Fall leider nicht drumherum, sich die jeweiligen Hinweise durchzulesen, wenn man brauchbare Ergebnisse erzielen möchte.
Alte, bereits wieder ausgetrocknete Wasserschäden
Ältere und bereits wieder komplett getrocknete Wasserschäden sind nur optisch in Form von Verfärbungen, durch Wölbungen sowie durch weiche Stellen zu erkennen. Um solche Schäden auch an unzugänglichen Stellen zu finden beziehungsweise auszuschließen, kann ein Endoskop, also eine kleine Kamera an einer Art Schlauch, hilfreich sein. Die günstigsten Varianten, die ihr Bild via USB oder Bluetooth an ein Handy senden, bekommt man bereits ab etwa 10 bis 15 Euro. Auch diese kleine Investition macht also durchaus Sinn – man kann damit doch einen weit teureren Reinfall vermeiden.
Entdeckte Schäden richtig beurteilen:
Wenn man sich etwas Zeit nimmt und sorgfältig vorgeht, erkennt man auf die beschriebene Weise auch versteckte beziehungsweise gerade beginnende Wasserschäden sehr zuverlässig. Grundsätzlich ist ein entdeckter Wasserschaden immer ein Problem, selbst wenn die betroffene Stelle nur klein ist. Begrenzte Wasserschäden, die die Substanz, also den Holzrahmen des Aufbaus, noch nicht angegriffen haben, sind auch von Laien mit entsprechender Anleitung durchaus reparierbar. In künftigen Beiträgen werde ich entsprechende Anleitungen zur Verfügung stellen. Ist der betroffene Bereich jedoch größer und sind auch tragende Strukturen betroffen, so dass sie ersetzt werden müssen, kann man aber eigentlich nur davon abraten, dies als Laie selbst zu beheben. Zwar ist auch das grundsätzlich möglich und ich werde hier künftig entsprechend geeignete Vorgehensweisen und Anleitungen beschreiben oder zumindest externe Anleitungen verlinken, aber die Gefahr, dass man es nicht gut und haltbar hinbekommt, ist recht groß. Einzig bei einem aus dem Schaden resultierenden wirklich extrem günstigen Preis des Wohnmobils und/oder bei bereits vorhandener handwerklicher Befähigung zu solchen Arbeiten würde ich dazu raten, einen größeren Wasserschaden selbst zu beheben. Generell ist also jeder unbehobene oder nicht richtig behobene Wasserschaden ein potentielles Ausschlusskriterium für den Kauf des entsprechenden Wohnmobils, selbst ein kleiner. Versuchen Sie also am besten, ein Gefährt ganz ohne Wasserschäden beziehungsweise nur mit professionell reparierten Schäden zu finden, und überlegen Sie sich jede geplante Reparatur wirklich sehr gut. Suchen Sie notfalls lieber etwas länger nach einem geeigneten Gefährt ohne Schäden, denn die Behebung eines Wasserschadens wird Sie zumeist ebenfalls viel Zeit kosten, meist mehr als man zunächst denkt und einplant.
Fazit:
Die Vorabinvestition von etwa 60 bis 90 Euro in ein Feuchtemessgerät ist unabdingbar beim Wohnmobilgebrauchtkauf! Auf Wunsch kann man das Gerät natürlich auch nach dem Kauf eines Wohnmobils wieder verkaufen, beispielsweise über Kleinanzeigen (ehemals Ebay-Kleinanzeigen). Mehr als 20 bis 30 Euro Verlust wird man kaum hinnehmen müssen, denn Feuchtetester der kapazitiven Bauart (s.o.) werden nur selten gebraucht angeboten und man findet sicherlich schnell einen dankbaren Abnehmer, der gegenüber dem Neukauf ein paar Euro sparen möchte. Ich würde aber ein Behalten des Feuchtemessgerätes und regelmäßige Feuchtetests dringend empfehlen. Ein günstiges Endoskop, um damit in versteckte Ecken sehen zu können, lohnt sich meiner Meinung nach ebenfalls. Für eine Summe ab etwa 75 Euro kann man mit diesen Geräten einen Fehlkauf verhindern und auch nach dem Kauf sein Gefährt in Ordnung halten.